Europaweit einzigartig:
Der schwebende Säulengarten im Thermalbad Aachen
20.12.22 – Aachen. Gebäudegrün ist ein markanter Teil moderner Architektur geworden. Dies spiegelt sich in zahlreichen Projekten unserer Zeit. Lebendiges Grün am und im Gebäude ist das große Gestaltungsmerkmal der Zukunft für Planer und Architekten. Spektakuläres Beispiel: Die neue Begrünung der Carolus Thermen in Bad Aachen. Ein Säulengarten schafft eine Szenerie, die in Europa einzigartig ist.
Vor mehr als zwanzig Jahren waren die Carolus Thermen mit einem großzügigen Palmengarten ausgestattet worden; mit Pflege und Wartung der Grünanlagen war die Firma ‚Grüne Lebensräume‘ von Carsten Stakalies, Neuss, betraut. Als es 2020 an die komplette Umgestaltung der Thermen ging, wandte sich die Stadt Aachen an den langjährigen Partner und setzte voll auf vertikale Innenraumbegrünung.
Manches im Palmengarten war überaltert; vor allem aber sollte die neue Grün-Gestaltung den aktuellen, attraktiven Schwerpunkten Wellness und Gesundheit in den Carolus Thermen gerecht werden, die sich vom „Spaßbad-Image“ vieler Freizeiteinrichtungen absetzen.
Die vorige Begrünung der Therme war in den 1990er Jahren ihrer Zeit voraus gewesen, aber …
… mittlerweile in die Jahre gekommen. Das neue Konzept geht weg vom Spaßbad-Image, hin zu Gesundheit und Wellness.
Der Natur abgeschaut: Grüne Säulen wachsen aus der Wasserfläche empor
Im wahrsten Sinne herausragend sollte auch die Begrünung sein, so die Idee des Grünarchitekten Gerhard Zemp, der gemeinsam mit Francisco Bouzas das Planungsbüro ‚aplantis‘ im schweizerischen Bern betreibt. Eigens für dieses Projekt entworfen und der Natur abgeschaut: Bewachsene Säulen steigen aus einer Wasserfläche empor und ragen in den Himmel.
Mehr als 3.000 Pflanzen gesetzt und arrangiert
Dies war der Startpunkt auf dem spannenden Weg, die Idee von Gerhard Zemp zu realisieren. Die Neusser Raumbegrüner haben die einjährige Bauphase vom Rückbau bis zur Neueröffnung tatkräftig begleitet.
Die erste große Aufgabe war es, ein System zu finden, mit dem sich mehr als 3.000 Pflanzen so auf Grundkörpern gestalten lassen, dass bei Montage ein komplett flächig geschlossener Bewuchs gewährleistet ist. Dies gelang mit Hilfe des ‚Vertigan‘-Begrünungssystems.
Die zweite große Aufgabe bestand darin, dafür eine Unterkonstruktion zu entwickeln, die auch den statischen Anforderungen gerecht wird. Hierzu wurden im Kern sogenannte Truss-Elemente aus dem Eventbereich verwendet. Diese wurden auf einbetonierte Stahlplatten montiert und mit großen PVC-Rohren aus dem Tiefbau ummantelt. Darauf sind die einzelnen Vertigan-Bauteile aufgeschraubt, in die spezielle Gittertöpfe mit den vorkultivierten Pflanzen im mineralischen Kultursubstrat eingesetzt werden.
Technik unterstützt die Pflanze am neuen Wellness-Standort
Zum Schluss wurde eine weitere Fläche aus Magerbeton geschaffen, die die Betonsockel der Säulen und die gesamten technischen Einheiten, wie die Stromversorgung für die Unterwasserbeleuchtung sowie die Zu- und Abwasserleitungen der Bewässerungstechnik, unsichtbar verschwinden lässt.
Sichtbar bleibt genau das, was in der Ursprungsplanung noch eine Vision war: Fünf förmlich über dem Wasser schwebende Pflanzsäulen unterschiedlicher Durchmesser, die bis zu sieben Meter hoch aus der Fläche emporsteigen – eine faszinierende Illusion für jeden Gast, der die Carolus Thermen in Bad Aachen besucht und genießt. Abgerundet wird das Ganze zusätzlich mit einer bepflanzten Wasserwand.
Verwendet wurden die unterschiedlichsten Pflanzenarten von Tradescantia bis Phlebodium. Versorgt werden sie mit pflanzenverwertbarem LED-Licht und einer vollautomatisierten Bewässerungstechnik mit Düngereinspeisung.
Durch regelmäßige Pflege und Wartung der Anlage fühlen sich die Pflanzen seit der Wiedereröffnung am 2. November 2021 in den Carolus Thermen zu Hause und erfreuen seitdem die zahlreichen Besucher.
So fügen sich die lebenden Pflanzensäulen planerisch in das Gesamtbild der Therme ein. Grafik: Weiss + Hardt Architekten.
Das Konzept im Entwurf der Grünarchitekten: Herausragende Begrünung nach dem Vorbild der Natur. Bewachsene Säulen steigen aus der Wasserfläche empor, die Spiegelung schafft eine doppelt spannende Inszenierung und verbindet das Grün mit dem Element Wasser zu einem Ganzen. Visualisierung: aplantis.
So funktioniert`s:
Mit neuer Technik und handwerklichem Geschick ist es gelungen, den Pflanzen in schlanken, aufstrebenden Säulen ein gedeihliches Umfeld zu bieten.