Wo der Blick in die Natur verwehrt ist, schafft Vertikalgrün ein neues Panorama.
Foto: art aqua.

Biophilie: „Mit Natur die gebaute Umwelt jetzt vitalisieren“

Wie begrünte Räume Menschen
und Umsatz beleben

„Die Natur ins Haus holen und nicht nur durch Panoramascheiben betrachten!“, rät Hans-Jürgen Gensow vom Deutschen Sauna-Bund. „Ich bin überzeugt, dass lebendes Grün in Sauna- und Wellnessanlagen, Fitnessstudios und Hotels ein Zukunftsthema ist.“

Damit steht er nicht alleine da. Die „Biophile Architektur“ stellt die Raumgestaltung mit Pflanzen jetzt zentral in den Fokus. „Für Unternehmer ist es oft immer noch verblüffend, wie positiv sich natürliche Maßnahmen auf den Gewinn des Unternehmens und das Wohlergehen der Menschen auswirken“, beobachtet Lutz-Peter Kremkau.

Seit mehr als 20 Jahren begrünt der Sprecher des deutschlandweiten Verbunds „die Raumbegrüner“ öffentliche und private Einrichtungen mit lebenden Pflanzen, heute beobachtet er die ‚grüne Revolution‘: „Mit modernen Systemen haben wir Begrünung für Räume kompatibel gemacht. Wir beleben tote Winkel, Flure und Wartezonen mit beeindruckenden Pflanzenwänden und Vertikalgrün. Schon eine Kompostion aus Gefäß und Pflanze schafft physische und visuelle Verbindungen zur Natur.“

In der vom Naturstoff Holz dominierten Umgebung haben die Caryota mitis-Büsche ihren glänzenden Auftritt. Bonus: Dank eines intelligenten Zwischenbodens lassen sich die Gefäße „Paris“ auch „upside down“ bepflanzen. Foto: JAGO.

Im Golfhotel: Die Wand aus lebenden Pflanzen ist automatisch versorgt und bioaktiv – Zentrum eines Ruheraums von Charakter und Anmutung.

(Foto unten) Pflanzen und Wasser: Der Kreislauf des Lebens in moderner Formensprache sichtbar und spürbar gemacht. Fotos (2): art aqua.

Positive Einstellung: plus 65%

Im Bereich von Wellness- und Hotelanlagen wird lebendes Grün vor allem eingesetzt, um Schönheit und Stil zu verbreiten. Doch Pflanzen können mehr. Ihre bloße Anwesenheit beschleunigt den Stressabbau und sogar die Heilung von Krankheiten, sie wirken als Stimmungsaufheller, fördern Fröhlichkeit (+58%) und eine positive Einstellung (+65%).

Im Hotel: Raumbegrünung steigert Zimmerbelegung

Seit Jahren wird das von internationalen Studien belegt, doch die Wirkung im Alltag hat das Opryland Hotel im US-amerikanischen Nashville, Tennessee, als eines der ersten Domizile großräumig getestet. Die Innenraumbegrünung führte sprunghaft zu einer höheren Zimmerbelegung: Die Anschaffungs- und Pflegekosten für die Pflanzen wurden im Erfassungszeitraum um mehr als das Dreifache gedeckt.

Wie kommt es, dass Menschen so eindeutig entscheiden und reagieren? „Gerade in Hotel- und Wellness-Einrichtungen erwartet man eine Wohlfühl- und Verwöhn-Kultur. Die liefern Pflanzen physikalisch, indem sie die Luft im Raum befeuchten, von Schadstoffen reinigen, Schall angenehm dämmen und vieles mehr. Doch die liefern Pflanzen auch psychisch, weil die Liebe zu Pflanzen uns in den Genen steckt“, erklärt der Fachmann.

Wohlfühlbonus inklusive

Diese „Biophilie“, unser Hang zur Natur, steht aktuell im Fokus der Forschung. Demnach lässt sich der Wohlfühlbonus eines grünen Foyers oder Büros aus der Evolution erklären: Schon die Urmenschen zog es dorthin, wo Pflanzen waren. „Dort gibt es alles, was der Mensch zum Überleben braucht: Licht, Luft, Wasser, Nahrung und Schutz“, sagt Kremkau.

Und Steven R. Kellert, Professor der Yale-Universität, definiert: „Biophiles Design ist der bewusste Versuch, die dem Menschen innewohnende Affinität zur Natur in die Gestaltung der gebauten Umwelt zu übersetzen.“

Zimmerfarn trifft „Amphora“: Das intensive Grün von Phlepodium ‚blue star‘ leuchtet über dem Antik-Look der Pflanzvase, der durch die Oxidation von echten Bronzepigmenten auf Kunststoff entsteht. Erhältlich in 80 und 105 cm Höhe. Foto: Fleur ami.

 

Biophile Raumgestaltung: Die Natur gibt das Design vor

Die zeitgenössisch gebaute Umwelt hat die Menschen zunehmend vom System Natur isoliert, stellt Prof. Sir Cary Cooper von der Universität Lancaster fest. „Sie müssen wir vitalisieren und in unserer Alltags-Umgebung neu verkörpern. Durch die Schaffung von ‚Naturräumen‘ können wir Arbeitsplätze gestalten, die von positiven emotionalen Erfahrungen durchdrungen sind.“

Ficus, Philodendron & Co. können die Produktivität von Angestellten um bis zu 15 Prozent steigern, hat ein Forscherteam erneut belegt. Und in einem Feldversuch schnitten Mitarbeiter in zuvor kargen Großraumbüros nach der Begrünung bei Gedächtnistests deutlich besser ab, waren aufmerksamer und empfanden spürbar weniger Stress.

In der biophilen Raumgestaltung gibt die Natur das Design vor, arbeitet mit frischer Luft, Wasser und Tageslicht. Zu den professionell ausgewählten Pflanzen gesellen sich natürliche Materialien und organische Formen: Böden aus Holz oder Biofasern, Wände aus fließendem Wasser – oder aus lebenden Pflanzen. (2017)

Raumbegrünung: Die Grenzen zwischen draußen und drinnen werden fließend. Foto: art aqua

Gartenbank indoor: Areca-Palmen im „Tower“, einem doppelwandigen Gefäß mit Gelcoatschicht. Das aus dem Yachtbau bekannte Material ist innen- wie außen-tauglich, bleibt über Jahre wasserundurchlässig und rissfrei. Zwischenböden erleichtern das Bepflanzen, Kontergewichte geben den Säulen Stabilität, Standfüße verleihen eine leicht schwebende Optik. Pflanze: Chrysalidocarpus lutescens. Foto: fleur ami.

 

Raumteiler aus Unikaten: In Handarbeit werden die Aluminiumringe um den anthrazitfarbenen Polystone von „Cosmos“ gelegt. Das ellipsenförmige Gefäß bietet mit 1 Meter Breite und 0,85 m Höhe die Basis für starke organische Strukturen, hier von Kalanchoe beharensis, der „Filzpflanze“. Foto: Fleur ami.

 

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