Restaurant am Autohof Dachsberg punktet mit Hydrokultur in DIY-Wand
Überraschung an der Autobahn
Unterwegs auf der A3. Damit wir uns recht verstehen: Mein Mann ist ein guter Fahrer. Er fährt viel; konzentriert, ruhig und sicher. Er fährt gut. Aber alle anderen nicht. Auf der Autobahn blockieren sie die Überholspur – „Fahr doch, du Penner!“ –, fädeln sich zu schnell oder zu langsam ein – „Park lieber zuhause!“ – oder zischen aus ihrer Spur, ohne den herannahenden Verkehr gecheckt zu haben – „Schon mal was von Rückspiegel gehört?!“ Kurzum, er fährt sehr, ähm, aktiv. Aber ohnehin sind lange Strecken anstrengend, auch für den Beifahrer.
Neben der unablässigen Geräuschkulisse, die vom Fahrersitz zu mir herüberschallte, gab es Regen, der die Sicht behinderte, und das stundenlange Sitzen, das nach Bewegung schrie. Ich war erleichtert, als wir den nächsten Autohof anfuhren, um eine Pause einzulegen.
Wir waren am Autohof Dachsberg angelangt, auf Höhe Bad Honnef an der A3 zwischen Köln und Frankfurt gelegen, und spazierten auf der Suche nach Nahrhaftem ins dortige Restaurant. Innerlich versuchte ich gerade, mir den Reisestaub von den Schultern zu wischen, als meine Augen groß wurden: Lebende Pflanzen strahlten uns an, im Eingang direkt eine mannshohe kraftstrotzende Schefflera arboricola, auch als Strahlenaralie bekannt, und hinter ihr eine ganze Wand aus Zimmerhelden: Dracaena Janet Craig, der Drachenbaum; Philodendron scandens, auch Baumfreund oder Kletternder Philodendron genannt; Epipremnum aureum, die Goldene Efeutute… Sie alle lockten meinen Blick, beruhigten spontan meine angespannten Augen und das Gemüt – eine Erfahrung, die indes sogar wissenschaftlich belegt ist.
Eine Do-It-Yourself-Pflanzenwand
Wer aber hatte diese Wand aus Paletten gebaut und mit Hydrokultur bepflanzt? Es war der Inhaber selbst, wie sich herausstellte, Henning Sperling, der das Restaurant Dachsberg 2019 eröffnet und den Raumteiler, den er in seinen großflächigen Räumlichkeiten brauchte, als lebende grüne Wand konzipierte.
Das Prinzip, das er dafür ersann, ist ebenso einfach wie funktional: Aufrecht stehende Paletten sind zu raumhohen Wänden verschraubt, deren Querstreben zu Pflanzwannen umfunktioniert, darin reine Hydrokultur in Blähton mit Wasserstandsanzeiger.
Die Pflanzenwand bildet eine lebendige Trennwand zwischen Theke zur einen und Lauf- bzw. Service-Gang zur anderen Seite. Dort finden die Fernfahrer, die das Lokal regelmäßig aufsuchen, auf Bestellung ihre Gerichte „to go“ vor. Neben den Trucks halten aber natürlich auch PKW auf dem Weg zum Ferienziel; Reisende kehren hier ebenso ein wie Einwohner aus der näheren Umgebung.
Nach der Anspannung auf der Autobahn genießen die Gäste natürliches Ambiente.
Selfmade: Die grüne Wand aus Paletten
„Wir sind ein Restaurant, keine Raststätte, auf einem Autohof und bieten nur frische Ware an. Dazu passt das natürliche Ambiente mit lebenden Pflanzen, in dem Autofahrer und Fahrerinnen sich entspannen können“, sagt der Gastronom. In den Stoßzeiten kommen viele Bestellungen auf einmal – seine Antworten im Interview sind daher enorm kurz ausgefallen:
Wann haben Sie die Pflanzenwand gebaut? 2019 zur Eröffnung.
Warum? Weil ich‘s cool fand!
Warum mit Hydrokultur? Das macht nicht jeder, das ist etwas Besonderes! Und Hydrokultur ist die beste Art, Pflanzen zu halten.
Wie hält es sich? Super!
Wonach haben Sie die Pflanzen ausgewählt? Aus der Erinnerung; ich habe einige Jahre in Kanada gelebt, und was dort bei uns im Garten wuchs, passt toll da hinein: Nach der Anspannung auf der Autobahn, oft bei hohem Tempo, das an den Nerven zerrt, ist unsere Pflanzenwand für unsere Gäste eine kleine grüne Oase.
Das sagt der Hydrokultur-Fachmann:
Raumteiler aus lebenden Pflanzen und Paletten: Ergebnis ist eine lebendige Trennwand zwischen der Theke zur einen und dem Lauf- bzw. Service-Gang zur anderen Seite. Bei den Hydrokultur-Pflanzen dominieren die sogenannten „Zimmerhelden“ unter unseren Grünpflanzen, die mit bescheidenen Ansprüchen glänzen.