In der Forschung
Die Geheimwaffe auf der Fensterbank:
„Zimmerpflanzen machen schlau“
„Zimmerpflanzen machen schlau“ hat der Spiegel schon in seiner Ausgabe 12/2011 gemeldet: „Das eigene Büro neu zu dekorieren könnte helfen, besser zu arbeiten“!
Zitiert wird eine Studie norwegischer Wissenschaftler, die bei der Arbeit mit Studenten herausfanden: Begrünte Arbeitsplätze erhöhen die Erinnerungs- und Konzentrationsfähigkeit, der Blick ins Grüne motiviert und mindert Stressgefühle.
Vom Arbeiten im Grünen profitiere auch die Physis: Es senke den Blutdruck, mindere Stress und löse gute Gefühle aus.
Norwegische Wissenschaftler fanden heraus: Begrünte Arbeitsplätze erhöhen die Erinnerungs- und Konzentrationsfähigkeit, der Blick ins Grüne motiviert und mindert Stressgefühle.
Blick hinter die Kulissen eines schwedischen Möbelhauses: Hier hat jeder Mitarbeitende seinen eigenen Baum.
Foto: Gärtner Gregg
Mehr Pflanzen – mehr Erfolg
So ist in Firmen-Foyers und Sitzungszimmern ist die lebende Pflanze sogar gut fürs Geschäft. „In begrünten Sitzungszimmern erfolgen nachweislich mehr positive Geschäftsabschlüsse“, erklärt Stefan Hecktor, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Hydrokulktur und von Beruf Raumbegrüner.
Der Wohlfühlbonus, den wir sonst nur noch vom Spaziergang im Wald oder Park kennen, stellt sich offenbar auch im Büro und Zuhause ein: Der Blick ins Grüne weckt neue Energien.
Schon 5 Minuten mit Pflanzen
sorgen für Stressabbau
Der Blick auf Grün: Gut für Gesundheit und gegen Stress
Stress ist messbar, er löst bei uns körperliche Reaktionen aus. Eine Studie belegt:
Umgeben wir uns mit Pflanzen, zeigen die Messwerte schon nach weniger als fünf Minuten einen deutlichen Abbau der Spannungen.
Das ist eine bahnbrechende Erkenntnis angesichts der Stressfaktoren, denen sich viele Menschen täglich am Arbeitsplatz, im häuslichen Umfeld und anderen Gebäuden aussetzen müssen. Erforscht hat dies der amerikanische Wissenschaftler Roger S.
Ulrich, der entdeckte, welchen Einfluss eine „grüne Umwelt“ auf unser Stressempfinden und unsere Gesundheit hat. Besonders wichtig ist ihm die Frage, wie Stress abgebaut werden kann.
Der Blick auf Grün: Gut für Gesundheit und gegen Stress
Was Stress anrichten kann
Stress wird wissenschaftlich als Reaktion auf oder als Anpassung an eine anstrengende Situation definiert, die das Wohlbefinden beeinträchtigt oder bedroht. Häufig führt Stress zu deutlichen Schädigungen des psychischen Wohlbefindens, der Leistungsfähigkeit und der Gesundheit. Abhängig von Intensität und Dauer der Stressreaktion kann es zu unterschiedlichen Symptomen kommen:
• Angst, Wut und Aggressivität
• Schlaflosigkeit
• Alkohol- oder Drogenmissbrauch
• Erhöhter Blutdruck
• Muskelverspannung.
Stress-Killer
Viele Studien liefern bereits überzeugende Ergebnisse für die These, dass der bloße
Anblick von Pflanzen zu Stressabbau und Regeneration führen kann.
Ulrich zeichnete bei seinen Untersuchungen vor allem die physiologischen Reaktionen der Menschen auf: In einem Laborexperiment konfrontierte er 120 Versuchspersonen mit einem stresserzeugenden Film.
Anschließend wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine sah in der “Regenerationszeit” nach dem Film Videoaufnahmen mit urbanen Räumen ohne Natur, die andere Aufnahmen mit natürlicher Vegetation. Die Probanden wurden dann darum gebeten, Fragebögen auszufüllen und ihre Gefühle einzuschätzen. Darüber hinaus wurden bei ihnen vier physiologische Messungen durchgeführt: Messungen der Leitfähigkeit der Haut, der Muskelspannung, der Pulskurve und der Herzfrequenz.
In diesem Berliner Büro nutzt man selbst den Platz auf den Fluren aus und kann quasi auf dem Weg Dschungel-Atmosphäre genießen.
Foto: Rothe Gartenbau
Das Ergebnis
Ergebnis der Studien: Schon der bloße Anblick von Pflanzen kann zu Stressabbau und Regeneration führen. Offenbar bauen Menschen Spannungen besser ab, wenn sie Pflanzen betrachten. Der höhere Regenerationsgrad ließ sich beispielsweise an der stärkeren Blutdrucksenkung, der Senkung der Muskelspannung und der Leitfähigkeit der Haut ablesen. Insgesamt erfolgte die Regeneration in diesen Fällen auch schneller.
Nach weniger als fünf Minuten zeigten die Messwerte einen deutlichen Spannungsabbau. Das bestätigt sich auch in der Praxis. Stefan Hecktor, der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Hydrokulktur, kennt als Raumbegrüner den Effekt aus seiner täglichen Arbeit: „Immer mehr Krankenhäuser entscheiden sich für große Gruppen lebender Pflanzen in der Empfangshalle – gerade dort wird ihre entspannende und Stress-reduzierende Wirkung dringend gebraucht.“
Hingucker mit einem klaren, sachlichen Konzept: Gerade Linien, eindeutige Farben.
Foto: die Raumbegrüner
Zimmer mit Aussicht
Die Erkenntnis, dass schon eine kurze Konfrontation mit Pflanzen sich positiv auf den Stressabbau auswirkt, führte zu der Annahme, dass Langzeit-Kontakte dauerhaften positiven Einfluss auf unser psychologisches und physiologisches Wohlbefinden haben könnten.
Ulrich stützte diese Hypothese mit einer Untersuchung an Krankenhauspatienten. Es wurden Probanden gesucht, bei denen ein chirurgischer Eingriff vorgenommen werden sollte.
Sie wurden nach bestimmten, vergleichbaren Kriterien (Alter, Gewicht und Gesundheitszustand) zu Paaren zusammengestellt. Anschließend wurden sie willkürlich auf Krankenzimmer verteilt, die bis auf die Aussicht völlig identisch waren. Ein Proband eines jeden Paares sah von seinem Fenster aus Bäume, der andere hatte die Aussicht auf eine Ziegelmauer.
Der Beweis
Die Patienten mit Blick ins Grüne hatten weniger postoperative Komplikationen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, benötigten weniger und schwächere Schmerzmittel und konnten das Krankenhaus schneller verlassen. Eine Erkenntnis, die langfristig nicht nur den Patienten zugutekommen kann, sondern auch zu deutlichen Einsparungen im Gesundheitswesen führen könnte.
Gärtner und Raumbegrüner kennen den Effekt aus ihrer täglichen Arbeit: „Krankenhäuser entscheiden sich für große Gruppen lebender Pflanzen in den Empfangs- und Wartezonen; gerade dort wird ihre entspannende und Stress-reduzierende Wirkung dringend gebraucht.“ Hier Blick in ein Klinik-Foyer.
Foto: Gärtner Gregg